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„Burschenverein? Ist das nicht irgend sowas Rechtes?
Oder schlagt Ihr Euch mit Florett und Degen?“


Ja, als Bayer hat man mit so manchem Vorurteil zu kämpfen, vor allem, wenn man offen zu seiner Heimat steht und seine Tracht nicht nur auf die Wies’n anzieht…

Unsere nördlichen Nachbarn und zugereisten Neubürger beweisen eine oft blühende Fantasie, wenn man das Wort Burschenverein in den Mund nimmt. Auch das Gleichnis vom „Saufverein“ hat jeder von uns schon zur Genüge gehört.

Aber beginnen wir beim Ursprung:
Mit den schon seit Jahrhunderten existierenden, schlagenden Burschenschaften Studierender haben wir nichts gemeinsam. Die ersten „freien“ Burschenvereine gründeten sich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts und dienten damals schon zur Erhaltung der bairischen Tradition und dem Zusammenhalt der Dorfjugend. Ab 1903 wurden von der katholischen Kirche gezielt „katholische Burschenvereine“ gegründet oder bestehende Vereine bekehrt, um den christlichen Glauben in der Jugend zu stärken und katholische Bräuche in den Traditionen weiter zu verankern. So ist der Beiname heute noch teilweise geläufig, jedoch sind Burschenvereine heutzutage grundsätzlich konfessionell wie politisch neutral!

Ein weiterer Unterschied bestand schon immer darin, dass jeder junge Mann eines Dorfes, der das 16. Lebensjahr vollendet hatte, Mitglied im Burschenverein werden durfte. Dabei wurde nicht darauf geachtet , ob er Metzger im heimischen Betrieb war, Textilien im Kolonialwarenhandel verkaufte , oder Medizin studierte. Alle Mitglieder verbindet seit jeher der Gedanke, der immer noch fest in den Köpfen verankert ist: „Bayern, des samma mia!“

Jeder Bayer kann mit diesen Worten ein ganzes Buch füllen, aber es sei kurz für unsere Leser zusammengefasst: Angefangen von Traditionen wie Schuhplatteln oder Goaßlschnoizen lieben wir jeden Zentimeter unseres Landes und zelebrieren unsere Lebensweise mit Gleichgesinnten in Vereinen.

Während der Terrorherrschaft im Dritten Reich wurden wie alle anderen Vereine auch die freien Burschenvereine verboten. Aber unsere Vorfahren machten nach der Befreiung Deutschlands von der braunen Pest genau da weiter, wo sie vor 1933 aufhören mussten. Die Erhaltung und Förderung von Glaube und Sitte, Berufstüchtigkeit, Heimatliebe, Frohsinn und Scherz waren selten so gefragt wie in dieser Zeit , als viele nichts mehr als ihr eigenes Leben hatten.

In diesem Sinne bestehen und gründen sich weiterhin Burschenvereine in ganz Bayern. Sie bewachen Maibäume oder stehlen Sie, veranstalten rauschende Feste und kümmern sich beim Ramadama um die Pflege der Natur.
Nur, wer einmal im Burschenverein war, wird den Satz „Freunde der Jugend, Freundschaft für’s Leben“ verstehen können.


Genauso wie den Witz: „Wo is’n dei Lederhos’n?“ – „De stäht in da Eck’n!“


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